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Brasilien: Vertrieben für die WM? O-Ton Dimas Galvao

Sie sind ärmer als die meisten Armen in Brasilien: Die Obdachlosen von Salvador leben auf der Straße. Ihr Hab und Gut tragen sie immer mit sich herum. Manchmal errichten sie sich notdürftige Unterkünfte aus Kartons und Plastikfolie. Menschen ohne festen Wohnsitz – mit diesem verstörenden Bild möchte sich die WM-Stadt Salvador offenbar nicht präsentieren. Bereits beim Confed-Cup, der als Generalprobe für die WM gilt, deportierte die Stadtverwaltung die Obdachlosen. Projektpartner von Brot für die Welt berichten, dass an mehreren Stellen Dutzende nachts in Fahrzeuge eingeladen und gegen ihren Willen in eine ehemalige Nervenklinik gebracht wurden. Dort fehlte es an allem: sauberes Wasser, funktionierende Toiletten, Elektrizität, Essen. Kein gutes Leben – doch die Verwaltung zwang sogar schwangere Frauen in das Haus. Dort gebaren sie ihre Kind.

 

Zur WM befürchtet das Team des Brot für die Welt-Projektpartners Movimento de População de Rua Ähnliches. Doch selbstbewusst machen sie den Verantwortlichen klar: Auch Obdachlose sind Bürger Brasiliens. Deswegen haben sie Rechte wie alle anderen auch. Niemand darf vertrieben werden. Politik und Verwaltung müssen auch für die Obdachlosen da sein. Ihr Hauptquartier haben sie in einer ehemaligen Suppenküche. Statt Almosen gibt es dort nun Rechtsberatung.

02:32 | 15.04.2014

" Ich heiße Dimas Galvão, ich arbeite bei CESE (Ökumenische Arbeitskoordinationsstelle). Bei CESE bin ich Projekt- und Ausbildungskoordinator.

Die Leute, die auf der Straße leben, sind Menschen mit Rechten und wir können nicht verstehen, dass es heißt, diese Menschen verschmutzen die Stadt. Es handelt sich um Menschen mit Rechten. Meiner Meinung nach muss es zur Weltmeisterschaft eine Politik geben, die diese Menschen mit einschließt, damit auch sie von der WM profitieren können. Nicht nur die Bürger aus gutem Haus oder die Bürger, die gut in der Gesellschaft integriert sind, die für die Weltmeisterschaft als brasilianische Fußballfans gelten werden. Die Obdachlosen sind auch Fußballfans, sie sind Bürger und sollten auch respektiert werden. Sie sind Bürger wie alle anderen. Die gleiche Freude, die gleiche Teilhabe, die der brasilianische Staat, die die Nation von der brasilianischen Bevölkerung erwartet, sollte auch den Obdachlosen entgegenbracht werden. Sie sind Individuen mit Rechten und auch ihnen steht zu, dass sie Spaß an  der Weltmeisterschaft haben.

Wir hatten viele Demonstrationen hier in Brasilien im Juni des vergangenen Jahres. Dabei gab es viel Kritik an der Politik der FIFA, wie sie die WM in Brasilien umsetzt. Was ich der FIFA sagen würde, ist das Folgende: Jedes Land, das die Weltmeisterschaft ausrichtet, sollte in seiner Autonomie, in seiner Souveränität, respektiert werden. Oft verfolgt die FIFA eine Politik, die die Rechte der Bevölkerung verletzt und in die Souveränität und die Politik der Nationen eingreift. Ich würde sagen, Brasilien ist ein Partner der FIFA, denn wir wollen die Weltmeisterschaft, aber die FIFA sollte die Bevölkerung, die hier lebt, respektieren, ebenso wie die brasilianische Regierung und die Demonstrationen. Ich denke, dass die Weltmeisterschaft ein hervorragender Anlass für die Bevölkerung ist, sich zu Themen und Problemen zu äußern, die auch wichtig sind. Die FIFA soll kommen, die Weltmeisterschaft soll stattfinden, aber die brasilianische Bevölkerung sollte frei sein und respektiert werden, wenn sie für ihre Rechte auf die Straße geht. Egal, ob es WM-kritische und -freundliche Demonstrationen sind."

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Autor: Brot für die Welt/Niko Wald
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